Arktischer Sturm

Heute Nacht habe ich eine SMS vom isländischen Wetterdienst erhalten. Heftige Sturm- und Schneewarnungen werden für die nächsten Stunden vorausgesagt. Bis zu 144 km/h soll es also geben. Ich habe mir gedacht, naja tritt sowieso nicht ein. Keine halbe Stunde später werde ich von dem besagten Sturm aus dem Schlaf gerissen. Es pfeift gewaltig. Mein Zelt ging an seine Grenzen. Es ist mächtig kalt geworden. Unter Null Grad würde ich schätzen. Mein Zelt ist schon mit einer Eisschicht überzogen. Minuten später wird es immer schlimmer mit dem Sturm. Ich hatte kein Vertrauen mehr in mein Zelt, da ich in einen Schneeorkan geraten bin. Ich erinnerte mich das ich gestern an einer Nothütte vorbeigelaufen war. Diese ist laut GPS nur 5 km von hier entfernt. Also habe ich mich dazu entschieden meine Sachen zu packen und diesen unmenschlichen Ort so schnell es geht zu verlassen. Sekunden später bestätigt sich das meine Entscheidung richtig war. Das Zelt ist am hinterem Ende eingebrochen. Die Heringe waren dort nur im Moos mit beschwerenden Steinen positioniert. Ich wurde immer schneller beim packen...Im Zelt drückte der Sturm an meinen Rücken. Es war eine extreme Kälte und dann noch dieser Sturm. Als das Zelt endlich leer und der Rucksack gepackt war, bin ich raus. Es war unfassbar, der Schnee peitschte über das Lavafeld und ich hatte keine 5m Sicht. Wie sollte ich es schaffen mein Zelt in den Packsack zu bekommen? Nach kurzer Zeit konnte ich meine Finger nicht mehr spüren. Es war einfach zu kalt. Ich überlegte mein Zelt aufzugeben! Ich hatte realisiert das ich auf einmal in einer Extremsituation bin. Also ganz ruhig bleiben und einen klaren Kopf behalten. Ich beschwerte
mein Zelt mit Steinen und riss alle Heringe heraus. Das Zelt peitschte mir immer wieder gegen mein Gesicht. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis ich die Stangen aus dem Zelt hatte. Mein Finger sind sogar an den Stangen festgefroren. Irgendwie habe ich es geschafft das Zelt in den Sack zu bekommen und war sehr froh darüber. Jetzt schnell das Zelt am Rucksack befestigt und so schnell es geht zur Hütte. Endlich meine Handschuhe angelegt, GPS angeschaltet und los. Ohne Frage, dass waren die bisher anstrengesten 5 km auf meiner Tour. Der Schnee peitschte mir ins Gesicht. Mit meinen 25 kg auf dem Rücken war das vorankommen gegen den Schnee eine Qual. Jeder Schritt wurde zur Strapaze. Nach drei Stunden durch den Schneesturm hatte ich endlich die Hütte vor meinen Augen. Und es stand sogar ein Auto davor. Ich war überglücklich über die neue Situation. Die Hütte gehört dem isländischen Geländewagen-Sportclub. Der Club hat die Hütte heute zum ersten mal in diesem Jahr besucht. Ich war so happy das jemand hier war. Ich wurde gleich in die Hütte zu Kaffe und Kuchen eingeladen. Der Landlord hat mir auch gleich mein Bett für heute Nacht gezeigt. Da hatte ich noch einmal Glück im Unglück. Ansonsten hätte ich heute Nacht auf dem Boden im Vorraum schlafen müssen. Gestern war die Hütte noch verschlossen. Ich erzählte den isländern meine Geschichte und das ich an dem Fluss 7 km östlich nicht weiter gekommen bin. Sie sagten mir das es das ganze Jahr nicht möglich sein wird diese Gegend zu durchqueren. Es hat einfach in den letzten Wochen zuviel geregnet. Ich sehe mich in der Hütte um und hänge mein Zelt zum trocknen auf. Am Fenster hing ein Thermometer. -5.1 Grad zeigt es an! Mit diesem gewaltigen Sturm liegt die gefühlte Temperatur noch weit drüber. Jetzt bin ich sogar noch mehr froh einen warmen Unterschlupf zu haben. Der Landlord hat mir sogar angeboten mich mit seinem Jeep um den Nationalpark zu fahren, sodass ich mein Versorgungspaket in Nydalur nicht aufgeben muss. Aus der Not heraus hat sich das Problem meiner Weiterreise damit auch gelöst. Heute Abend hat er mich zum Lamm essen eingeladen. Das ist Island. Einfach ein Abenteuer. Hier einige Bilder von den letzten Tagen. Es ist einfach meine Traumreise:

5 Kommentare:

  1. hallo David, gemütlich am Kuechentisch sitzend und Island im Herzen hab ich grad deine letzten Eintraege gelesen. Ich hatte Traenen in den Augen, und mehrfach deine Schilderung gelesen, wie du mit dem Schneesturm gekämpft hast. und dein geliebtes Zelt nicht aufgegeben! das muss ein tolles Gefühl gewesen sein, bei den Leuten in der Huette anzukommen. Ich habe deinen ganzen Blog gelesen-wirklich Super geschrieben und tolle Fotos von diesem Wahnsinns-Land. Es waren wunderbare Tage dort mit dir...und ich kann nur sagen: die ganze Familie ist infiziert!!! Wir sind bei Dir! Liebe Gruesse ! Bis bald!

     
  2. Menschenskinder David,
    bei dir ist ja einiges los an Abenteuer!
    Ich freue mich sehr zu lesen, dass es dir gut geht in diesen Tagen. Hat das Hilleberg wirklichen Schaden genommen oder kannst du es weiter benutzen?

    Ich wünsche dir weiterhin gute Reise und fühl dich gedrückt!

     
  3. Hi David,
    Habe gerade dein Abenteuer gelesen, mächtige Grenzerfahrung die du, Glaube ich, aber auch machen wolltest. Schön das es noch so gegangen ist. Das Land ist eben der Wahnsinn...
    Ich fühle mit dir und wäre gern dabei.
    Deine intensive Vorbereitung war aber doch notwendig.
    Liebe Grüße von deinem Onkel Micha

     
  4. Das Hilleberg ist in Ordnung. Nur eine Stange ist etwas verbogen.
    Ich denke jeden Moment die Reise kann nicht mehr schöner werden und dann kommt der nächste Berg um die Ecke ;).

     
  5. Wahsinn...was du da für Erfahrungen machst! Du kannst echt stolz auf dich sein so ein großes Abenteuer zu meistern! Ich denke das du unheimlich daran wachsen wirst. Wünsche dir noch ganz viel Kraft und weiterhin alles Gute; -) Lg Claudia