Was zählt ist Zeit

Im Schritttempo zu reisen ist für mich eine völlig andere Art sich durch die Welt zu bewegen. Die Kilometer fliegen nicht unbemerkt in "Lichtgeschwindigkeit" vorüber. Meine Kilometer sind lange intime Begegnungen mit Moos, Geröll, Lava die sich über die ganze Landschaft verteilt, mit dem Wind der mir ins Gesicht blässt. Sie sind das Geräuch meines Atmes und das meiner Füsse die ich Schritt für Schritt auf Island setze. Das klicken meiner Wanderstöcke fühlt sich an wie ein Tinitus. Meine Reise lehrt mir was ein Kilometer ist. Vor jeden einzelnen dieser Kilometer habe ich grossen Respekt. Island lehrt mich zu entschleunigen. Die Weite und Einsamkeit Islands lässt mich die Zeit vergessen. Kein Termin der auf mich wartet. Ich wandere durch die Berge und durch die Eiswüsten um die Trauer abzulegen. Ich spüre wie sehr ich auf dem richtigen Weg bin und neue Kraft tanke. Die Liebe zu Island hilft mir dabei. Wenn ich mich hier umsehe habe ich Tränen in den Augen weil es einfach unfassbar schön und friedlich ist. Nichts ist vergleichbar mit diesem Ort! Meine Hoffnungen und Träume und meine Vorstellungen von Glück liegen in dieser grenzenlosen Wildnis. Ich möchte mit niemanden tauschen. Kann meine Gefühle nicht beschreiben. Es gibt keine Worte. Als wären Worte nie erfunden worden. Aber es ist ganz leicht zu sehen...
Bilder werde ich hochladen sobald ich wieder eine bessere Internetverbindung habe.

1. Etappe geschafft

Die ersten 155km liegen hinter mir.
Jetzt habe ich mir erst einmal eine Pause verdient. Angekommen auf dem Zeltplatz in Thinvellir hab ich mich erstmal geduscht und Wäsche gewaschen. Mein Körper ist gut in Form und ich hab trotz der Anstrenungen keine Schmerzen. Ich hatte heute meinen Rucksack wiegen können...mit 5 Liter Wasser Zuladung hat er heute 31.4kg gewogen. Ein stolzes Gewicht das ich da die ganze Zeit mit mir rumgeschleppe. Aber die Quälerei hat auch ihr gutes. Seht hier, this is Iceland...

You'll Never Walk Alone Tour

Die ersten 25km liegen hinter mir. Am Mittwoch hat mich mein Kumpel am Reykjanesviti Leuchturm rausgeworfen und er war bisher der letzte Mensch dem ich begegnet bin. Die Wanderung ging durch eine Lavawüste und riesige Moosfelder. Die heissen Quellen dampfen und qualmen hier. Und immer wieder dieser Schwefelgestank. Es ist einfach wunderschön hier und ich genieße die Stille. Meine Gedanken sind ganz bei meinen Papa. Er hilft mir diesen schweren Weg zugehen. Es gibt eigentlich keinen Weg. Ich orientiere mich an blauen Pflöcken in der Landschaft die angeblich einen Weg markieren sollen. Links und rechts von mir bahnen sich tiefe Schluchten duch die sagenhafte Landschaft. Wasser habe ich seit meinem Start keins mehr gefunden. Ich bin mit meinem Wasser anfangs verschwenderisch umgegangen. Vor lauter Durst habe ich einen trockenen Hals bekommen. 19 Stunden musste ich ohne Wasser auskommen Meine Haut im Gesicht ist ganz staubig vom letzten Sandsturm. Aber es ist schön und ich möchte mit niemandem tauschen. Das Wasser konnte ich heute zum Glück in der Blue Lagoon wieder aufgefüllt.

Die ersten Tage in Reykjavik